Der Vorwurf der „Lügenpresse“ in Vergangenheit und Gegenwart

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Von Heiko Hilker, DIMBB
Als der Ausdruck „Lügenpresse“ zum Unwort des Jahres gekürt wurde, begründete das die Jury so: „Mit dem Begriff werden Medien pauschal und ohne Unterschied diffamiert … Eine solche pauschale Verurteilung verhindert fundierte Medienkritik und leistet somit einen Beitrag zur Gefährdung der für die Demokratie so wichtigen Pressefreiheit, deren akute Bedrohung durch Extremismus gerade in diesen Tagen unübersehbar geworden ist.“
Allerdings stellt der Medienwissenschaftler Dietrich Leder fest: „Die klassischen Massenmedien scheinen auf viele Menschen wie ein monolithischer Block zu wirken, der zu bestimmten Themen und Problemen eine Art von Einheitsmeinung verbreitet und Widersprüche nicht zulässt.“
Geht es also gar nicht in erster Linie um Lügen und falsch dargestellte Fakten, sondern werden die Medien nur kritisiert, weil die Leute ihre Meinung nicht wiederfinden? Allerdings gab es in der letzten Zeit genug Beispiele – bis hin zu den öffentlich-rechtlichen Sendern – um an Glaubwürdigkeit zu zweifeln. Die Frage ist nur, ob hier bewusst falsch berichtet wird oder ob die Einseitigkeit und Oberflächlichkeit nicht nur System hat, sondern auch im System liegt.

Sicher, es gibt Journalistinnen und Journalisten, die eine politische Agenda verfolgen, die Politik machen wollen und bereit sind, einseitig zu berichten. Wenn BILD-Redakteure Politikerinnen und Politiker anrufen, dann haben sie meist für einen schon das passende Zitat für die Geschichte parat.

Sicher, es gibt Netzwerke aus Politikern, Journalisten und Unternehmern, die zielgerichtet die Öffentlichkeit beeinflussen wollen, um ihre Interessen zu befördern.
Und sicher, es gibt Journalistinnen und Journalisten, die aufgrund ihrer Denkhaltung in Netzwerke eingebunden werden und so Zugang zu Exklusivinformationen erhalten, die dann in die Berichterstattung einfließen.  Dr. Uwe Krüger von der Leipziger Universität hat dies gut in seiner Promotion „Meinungsmacht. Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten – eine kritische Netzwerkanalyse“ beschrieben.
Doch die einseitige oder auch falsche Berichterstattung in einzelnen Medien kann nicht nur auf Netzwerke und Seilschaften abgeschoben werden. Dies wäre zu einfach.
Heiko Hilker ist Geschäftsführer des Dresdner Instituts für Medien, Bildung und Beratung und hielt am Montag, den 21. September, um 19 Uhr im Seminargebäude am Hegelplatz einen Vortrag  über die „Historie der Lügenpresse“ auf der Bildungswoche der LiMA an der Humboldt-Uni zu Berlin. Der gesamte Vortrag kann nun hier nachgelesen werden oder das Video im LiMA-Youtube-Kanal angesehen werden.

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