„Social Bots sind wie Doping“

Martin Fuchs berät Politik und Verwaltung in digitaler Kommunikation. Er ist Lehrbeauftragter an der Universität Passau und Dozent für Social Media und Politik an weiteren Universitäten. Zudem ist er Gründer der Social-Media-Analyse-Plattform Pluragraph.de und bloggt über Social Media in der Politik unter hamburger-wahlbeobachter.de. Auf der LiMA17 #Polarisierung wird er über Social Bots und Demokratie sprechen sowie Gast beim Podium Post*fck – Steuern Bots unsere Meinungen? sein. Einen Einstieg ins Thema gibt Martin Fuchs hier im Interview mit der LiMA.

Herr Fuchs, Sie beraten auch Parteien in Social Media – Wie groß ist da wirklich die Angst bei den PolitikerInnen, dass die kommenden Wahlkämpfe auf diese Weise verfälscht werden?

MF: Die Gefahr wird auf jeden Fall gesehen, gerade auch, weil sich ein Gefühl in der deutschen Politik breit gemacht hat, dass Social Bots wie Doping sind: Man weiß, das es gefährlich ist, aber man kann es nur sehr schwer nachweisen. Der Diskurs über Bots in den letzten Monaten war aber sehr wichtig, das Wissen darüber hat die anfängliche Hysterie und Angst zum Glück schon wieder etwas abgekühlt.

Wer hat eigentlich ein Interesse daran, die Bots einzusetzen – am Ende setzen sich ja auch diejenigen der Gefahr eines Selbstbetrugs aus?

MF: Das Interesse haben im Grunde all die, die glauben, so Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung nehmen zu können. Der mögliche Selbstbetrug wird so zur öffentlichen Meinung gemacht. Das müssen nicht immer die Parteien oder Unternehmen selbst sein, denn die wissen sehr genau um die Skandalisierungseffekte, wenn es rauskommt. Jeder Bürger kann Social Bots programmieren und losschicken. Das macht unter anderem den Umgang und die Aufklärung  so schwierig. Mit einer Selbstverpflichtung der Parteien ist es leider nicht getan.

Das Internet wird ja von großen Technologie-Unternehmen dominiert – haben die nicht einen größeren Einfluss als die Bots?

MF: Ich weiß nicht, ob man an dieser Stelle beide Debatten vermischen kann? Ich weiß allerdings, dass es dem Geschäftsmodell vieler Plattformen schaden würde, wenn Social Bots sich dort breit machen. Deshalb werden sie seit vielen Jahren auf Facebook & Co auch aktiv bekämpft.

Ebenso kann es sich ein Technologieunternehmen in Demokratien nicht erlauben, politische Meinungen zu beeinflussen, denn so verprellt man sich Nutzer. In den USA wären das zum Beispiel fast 50 Prozent, wenn man beginnen würde, Anti-Trump Meinungen zu featuren. Was die Macht der Algorithmen angeht, brauchen wir aber trotzdem einen breiten gesellschaftlichen Diskurs.

Fragen: Jörg Staude / Bild:  NASA/MSFC/David Higginbotham (CC BY-NC 2.0)